Die Provinz Catania auf Sizilien ist immer eine Reise wert, nicht nur wegen des Ätna, sondern auch wegen der wunderbaren, vom Vulkan geprägten Landschaft und den vielen kleinen Ortschaften und ihren Bewohnern, die es hier zu entdecken gibt.
Auf gar keinen Fall entgehen lassen, sollte man sich das, am nordwestlichen Hang des Ätna
gelegene und auf einer Lavaschicht erbaute, Städtchen Randazzo. Hier lohnt ein Spaziergang durch das mittelalterliche Zentrum. Da es in Randazzo bis ins 16. Jahrhundert drei christliche Gemeinden, eine lateinische, eine griechische und eine lombardische gab, können Besucher dort gleich drei schöne Gotteshäuser bewundern. Die lateinische Chiesa Madre di Santa Maria, die im 13. Jahrhundert aus Lavasteinen errichtet wurde, die griechische Chiesa di San Nicolo, die aus dem 14. Jahrhundert stammt sowie die lombardische Chiesa di San Martino mit ihrem eleganten Campanile.
Ein Instrumentenbauer gibt Einblick
In einer der engen Altstadtgassen von Randazzo hat auch der Instrumentenbauer Giuseppe Severini seine Werkstatt. Er baut historische Musikinstrumente nach, und da er sie nur baut, sondern auch eine Menge über sie zu erzählen weiß, sollte man für einen Besuch in seiner „Casa della Musica e della Liuteria“, genügend Zeit einplanen. Er führt die Besucher in seine kleine Werkstadt, gibt ihnen dort spannende Einblicke in seiner Arbeit und demonstriert anschließend, wie man auf den Instrumenten spielt. Im Ausstellungsraum sind mehr als 60 Rekonstruktionen von Musikinstrumenten aus der Vorgeschichte bis zum Mittelalter zu bestaunen. Die zwei Stunden, die wir, gebannt Giuseppe Severini`s Berichten und Darbietungen lauschen durften, sind wie im Flug vergangen. Wir hätten ihm gerne noch so viele Fragen gestellt.
Doch es gibt noch so Vieles zu entdecken und uns knurrt langsam auch der Magen. Deshalb lenken wir unsere Schritte erst einmal zur Bar und Pasticceria Arturo. Sie befindet sich ganz in der Nähe des Museo Civico di Scienze Naturali und ist schon wegen der Einrichtung einen Besuch wert. Hier essen wir ein Stück Pizza auf die Hand und natürlich lassen wir uns nicht die, von Arturos Mutter frisch gebackenen und gefüllten Cannoli entgehen. Sie sind ein Gedicht. Wer sich nicht so sehr für diese typisch sizilianische Spezialität begeistern kann, findet in der langen Theke der Bar eine Menge süße Alternativen.
Baden an der Geburtsstätte des Ätna
Wer in der Provinz Catania Urlaub macht, sollte unbedingt auch den Badeort Aci Trezza, an der sogenannten Zyklopenriviera, besuchen. Er ist ein Ortsteil des Städtchens Aci Castello, das von einer normannischen Festungsruine dominiert wird. Nur elf Kilometer von Catania entfernt, begeistert das kleine Fischerdorf vor allem durch seine Isole dei Ciclopi, seine Zyklopeninseln. Dabei handelt es sich um bizarre Felsformationen, die der Legende nach Polyphem, der Sohn Poseidons, Odysseus nachgeschleudert haben soll, nachdem dieser ihn geblendet hatte. Tatsächlich sind die Inseln jedoch vulkanischen Ursprungs und bildeten sich vor etwa 550.000 Jahren bei einem Ausbruch basaltischer Lava am Meeresgrund. Man kann also sagen, dass hier der Geburtsort des Ätna liegt. Heute bilden die Inseln wegen ihrer vielfältigen Unterwasserflora, die zur reichsten der Welt gehört, und ihrer Fauna mit Arten, die nur hier leben, das Meeresschutzgebiet Riserva naturale marina Isole Ciclopi. Die besondere Morphologie des Meeresbodens begünstigt den großen Artenreichtum dieses Meeresschutzgebiets. Dank der günstigen Strömungen bleibt das Wasser hier immer klar und sauber und bietet dadurch deale Bedingungen für Schnorchel- und Tauchbegeisterte. Und das Wasser ist hier selbst im Herbst noch angenehm warm. Regemäßige Bootsverbindungen ermöglichen es, die Zyklopenfelsen zu besichtigen. Auf der größten der Inseln befindet sich heute die meeresbiologische Station der Universität Catania.
Acireale – Karneval, Zitroneneis und warme Thermen
Ein Stück weiter, die Küste entlang, stößt man auf Santa Maria La Scala, ein Küstendorf das malerisch zu Füßen einer hohen Steilküste liegt, die “Timpa” genannt wird. „La Timpa di Acireale“ wurde im April 1999 zum Naturschutzgebiet erklärt. Denn diese Gegend weist den am niedrigsten gelegenen bewaldeten Landstrich am östlichen Hang des Ätna auf. Dieser Wald ist noch ein Teil des in früheren Zeiten existierenden „Bosco di Aci“, der Anfang des 19. Jahrhunderts weite Teile dieses Vulkanhangs bedeckte und bietet zahlreichen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. In der Timpa kann man einige der ältesten Vulkangesteine des Ätna studieren.
In das Städtchen Acireale gelangen wir über einen Steinweg aus dem 17. Jahrhundert, der sich, kurz vor dem Ortseingang von Santa Maria La Scala in Serpentinen den Berg hinaufschlängelt. Acireale, thront auf einer Lavaterrasse über dem Ionischen Meer. Wie auch Catania, wurde es nach dem großen Erbeben 1693 im Barockstil neu erbaut. Unterwegs bieten sich uns immer wieder sagenhafte Ausblicke auf die Küste. Die barocke Stadt gilt neben Sciacca als Hochburg des Karnevals und als Geburtsstätte des Sizilianischen Marionettentheaters. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten dieses schönen Städtchens befinden sich rund um Piazza del Duomo. Zu ihnen gehört unter anderem der römisch-gotische Dom aus dem 14. Jahrhundert. Sehenswert sind auch die Basilika Santi Pietro e Paolo aus dem 16. sowie die Kirche San Sebastiano aus dem 17. Jahrhundert. Bekannt ist die Stadt nicht nur für ihre 100 Glockentürme, sondern auch für ihre Süßspeisen. Wer Acireale besucht, sollte dort unbedingt das Zitroneneis probieren. Immerhin gehören die Stadt und Ihr Umland zu einem der wichtigsten Zitronen- und Orangenanbaugebiete Siziliens.
Gerade während der Herbst- und Wintermonate bietet sich auch ein Besuch in den Thermen an, welche die Stadt der Entdeckung wertvoller schwefelhaltiger Mineralquellen verdankt. Die ersten Bäder, sollen bereits von den alten Griechen erbaut worden sein. Die Überreste des Komplexes können Interessierte heute in der Ausgrabungsstätte von Santa Venera al Pozzo besichtigen. Die heutige Thermenanlage wurde 1873 zusammen mit dem Grand Hotel des Bains eröffnet. Sie hatte zahlreiche wichtige Persönlichkeiten zu Gast, wie zum Beispiel König Umberto I. mit seiner Frau Königin Margherita sowie Richard Wagner. Seit 1951 gehören die Thermalbäder der sizilianischen Region. Das Wasser, das sich mit unterirdischem Meereswasser vermischt, enthält Schwefel, Iod und Chlor und hat eine Temperatur von angenehmen 22 °C. Der schwefelhaltige Schlamm soll bei bei rheumatischen Erkrankungen, Gelenkproblemen und Hautkrankheiten lindernde Wirkung haben. Da wir nur diesen Nachmittag in Acireale haben, verzichten wir jedoch auf das Touristenprogramm und bummeln einfach ein wenig durch die Straßen der Altstadt und gönnen uns ein paar Arancini. Dabei handelt es sich um gefüllte und anschließend frittierte Reisbällchen, ein in Sizilien beliebtes und sehr leckeres Streetfood. Anschließend versüßen wir uns den Tag noch mit einem Eis.